Skip to: Navigation | Main content

Dr. Fritz von Mannstein

   

Liebe Freunde

Ars longa vita brevis: Die Zeit ist kurz – Die Kunst ist lang.

  1. Mit dem Beginn meiner Tätigkeit für die Universität Mannheim im Februar 2008 habe ich mehr als zehn Jahre zusätzlich zu meinem Examenskurs/Trimmkurs im öffentlichen Recht einen kursbegleitenden Klausurenkurs in jeder Woche durchgeführt. Es handelte sich um dreißig verschiedene Klausuren auf Examensniveau innerhalb eines Jahres. Die Klausuren betrafen sämtliche Rechtsgebiete des öffentlichen Rechts, die im ersten juristischen Staatsexamen den Schwerpunkt bilden: Grundrechte, Staatsorganisationsrecht, Verwaltungsprozeßrecht, Allgemeines Verwaltungsrecht, Baurecht, Polizeirecht, Kommunalrecht, Staatshaftungsrecht.

    Die Klausuren wurden von hervorragenden Mitarbeitern auf einem USB-Stick korrigiert und innerhalb einer Woche zurückgegeben. Teilweise hatten bis zu 175 Teilnehmer meines Kurses zur unmittelbaren Vorbereitung auf das erste juristische Staatsexamen die Möglichkeit, die zu Hause angefertigte Lösung der Klausur zur Korrektur einzureichen.

    Zusätzlich zur Besprechung der Klausur auf einem USB-Stick hat jeder Kursteilnehmer gleichzeitig eine ausführliche schriftliche Lösung erhalten. Sie umfaßte im Regelfall vierzig Seiten. Oft genug ging der Umfang der von mir angefertigten Lösung sogar darüber hinaus.

    Dieser kursbegleitende Klausurenkurs im öffentlichen Recht wird an keiner einzigen Universität in Deutschland durchgeführt. Der Kurs ist daher absolut einmalig im gesamten Bundesgebiet.

  2. Dieser kursbegleitende Klausurenkurs im öffentlichen Recht wird im Rahmen meines Examenskurses/Trimmkurses ab dem Wintersemester 2018/2019 nicht mehr durchgeführt. Dafür sind die folgenden Gründe maßgebend.

    1. Der kursbegleitende Klausurenkurs meines Trimmkurses wurde eingeführt, als die Studenten der Universität Mannheim in jedem Semester Studiengebühren gezahlt haben. Die Universität Mannheim hat den kursbegleitenden Klausurenkurs sogar lange Jahre mit außerordentlichen Kosten weiter finanziert, nachdem die Studiengebühren weggefallen sind.

      Diese enormen Kosten kann die Universität Mannheim in Zukunft nicht mehr tragen. Die vorhandenen finanziellen Mittel der Universität Mannheim reichen nicht mehr aus.

    2. Um die Durchführung des Kurses zu ermöglichen, mußte ich in jedem Semester etwa zehn neue hochqualifizierte Mitarbeiter finden, die bereit und in der Lage gewesen sind, die in jeder Woche abgegebenen Examensklausuren auf einem USB-Stick zu korrigieren und innerhalb einer Woche zurückzugeben. Außerdem mußte die Korrektur dieser Examensklausuren dem Examensniveau entsprechen.

      Es liegt auf der Hand, daß zur Bewältigung dieser äußerst schwierigen Aufgabe in jedem Semester nur sehr wenige Personen in Betracht kommen, die über diese notwendigen Fähigkeiten verfügen.

      Die einzigen Personen, die für mich nicht nur ein Semester, sondern eine längere Zeit korrigiert haben, waren Dr. Jürgen Häbe und Frau Rechtsanwältin Katja Becker. Beide haben ihre Tätigkeit für die Universität Mannheim mit dem Sommersemester 2018 endgültig beendet.

      Auch dadurch wird das Dilemma besonders deutlich.

    3. Seit Mai 2018 gilt die Datenschutzgrund-Verordnung. Im kursbegleitenden Klausurenkurs fallen in jeder Woche eine Vielzahl von persönlichen Daten an. Die außerordentlich hohe Zahl der Teilnehmer meines Examenskurses/Trimmkurses führt sogar zu einer regelrechten Datenflut.

      Jeder Kursteilnehmer muß daher auf die datenschutzrechtlichen Regelungen und die entsprechenden Rechte ausführlich schriftlich hingewiesen werden (vgl Art 13 ff DatenschutzgrundVO).

      Jeder Kursteilnehmer, der eine Klausur in jeder Woche zur Korrektur abgibt, muß ebenfalls einen entsprechenden Vordruck erhalten und sein Einverständnis erklären. Hinzu kommt, daß in jeder Woche nicht dieselben, sondern jedes Mal andere Teilnehmer des Kurses eine Klausur abgeben. Daher muß in jeder Woche kontrolliert werden, ob der betreffende Kursteilnehmer bereits einen Vordruck erhalten und sein schriftliches Einverständnis erklärt hat.

      Ebenso müssen die Korrekturassistenten einen entsprechenden Vordruck mit den Hinweisen auf bestehende Rechte und Pflichten erhalten. Jeder von ihnen muß eine entsprechende Einverständniserklärung unterzeichnen (vgl Art 28 DatenschutzgrundVO).

      Dieser zusätzliche unglaubliche Verwaltungsaufwand ist von niemandem zu bewältigen. Das gilt auch für mich.

  3. Das ist kein Grund, eine Klage-Mauer zu errichten und zu jammern und zu heulen.

    Auch in Zukunft wird die Universität Mannheim die Druckkosten finanzieren, die in jeder Woche meines Examenskurses/Trimmkurses durch die Ausgabe der schriftlichen Kursunterlagen für jeden Teilnehmer entstehen werden. Jeder Kursteilnehmer meines Examenskurses/Trimmkurses erhält immerhin etwa eintausend Seiten schriftliches Kursmaterial in jedem Semester. Das sind in meinem Jahreskurs etwa zweitausend verschiedene Seiten für jeden Hörer.

    Das sind bei der außerordentlich hohen Anzahl der Teilnehmer des Examenskurses/Trimmkurses weiterhin immense Kosten. Es bleibt nach wie vor der mit großem Abstand teuerste Kurs, den die Universität Mannheim im Laufe eines Jahres finanziert.

  4. Durch die Einstellung des kursbegleitenden Klausurenkurses entsteht für mich erheblicher zusätzlicher Aufwand.

    Ich muß einen völlig neuen Kurs durchführen, um einen Ausgleich für die wegfallenden Klausuren zu schaffen. Dafür sind völlig neue Kursunterlagen erforderlich. Und mein bisheriges schriftliches Kursmaterial für die Teilnehmer des Examenskurses/Trimmkurses besteht aus etwa eintausend Seiten in jedem Semester. Das sind für den Jahreskurs etwa zweitausend verschiedene Seiten, die an die Kursteilnehmer ausgegeben werden. Und dieser Umfang kann auch in Zukunft nicht verringert, sondern muß eher wegen des Wegfalls der Klausuren erweitert werden. 

  5. Die Endlichkeit des Lebens habe ich trotz meines biblischen Alters immer noch nicht in meine Handlungsalternativen einbezogen. Das Leben vor dem Tode habe ich auch noch nicht entdeckt. Ich befinde mich also weiterhin im musealen Zustand der Zeitlosigkeit. Wahrscheinlich bin ich der letzte Dino Saurier „Tyranno-Saurus-Fritz“ (der kleinste aus der Familie der Dino Saurier), die vor 65 Millionen Jahren ausgestorben sind.

    Too old to Rock’n Roll. Too tough to die.

    Also wie immer mit dem Mythos von Sisyphos: On the road again. Rock and Roll.

    Und natürlich mit Campino und den „Toten Hosen“: Kein Ende in Sicht.

    The party ain’t over yet (Status Quo).

                  Fritz von Mannstein